Sichere Entwässerung bei saisonal schwankenden Abwassermengen
Wenn sich im Sommer in den Urlaubsgebieten Hotels und Strände füllen, freut das Gastgeber und Tourismusbetriebe. Gleichzeitig steigen aber auch die Abwassermengen stark an. Die Abwasserreinigung und die Klärschlammentsorgung trotz starker saisonaler Schwankungen sicher in den Griff zu bekommen, ist keine leichte Aufgabe. Kläranlagen mit angeschlossener Klärschlammvererdung bewältigen diese Herausforderung mühelos.
Herausforderung für Reinigung und Entsorgung
Büsum an der Nordseeküste hat zwar nur knapp 5.000 Einwohner, benötigt aber eine Kläranlage, die für 48.000 Einwohnerwerte ausgelegt ist. Diese Abwassermenge fällt an, wenn sich die Region in den Ferienzeiten mit Urlaubsgästen füllt. Es ist aber nicht damit getan, einfach größere Reinigungskapazitäten vorzuhalten. Bei starken saisonalen Schwankungen müssen die gesamten Reinigungsprozesse in einer Kläranlage angepasst und neu eingestellt werden. Das führt zu ungleichmäßigen Klärschlammeigenschaften und wechselnden, meist nicht idealen Entwässerungsergebnissen. Die Folge sind größere Entsorgungsmengen und damit höhere Kosten. Auch die verlässliche Planung der Entsorgung oder Verwertung des entwässerten Klärschlamms wird durch saisonale Spitzen bei der Abwassermenge deutlich erschwert.
Klärschlammvererdung
passt sich an
Die Schilfbeete einer Klärschlammvererdungsanlage passen sich dagegen flexibel an saisonale Schwankungen der Klärschlammmenge an. Wenn die Beete in der sommerlichen Ferienzeit mit mehr Klärschlamm beschickt werden, gleichen Wärme und Wind das durch höhere Verdunstung wieder aus. Und das Schilf reagiert, indem es einfach stärker wächst. Schlammwasser, das nicht verdunstet, versickert im Beet und lässt sich in dessen großvolumigem Drainagekörper zurückhalten und dosiert in die Kläranlage zurückführen. Stoßbelastungen mit Stickstoff werden vermieden. Auch schwankende Klärschlammeigenschaften beeinträchtigen bei der Vererdung in der Regel nicht das Entwässerungsergebnis. Durch Selbstregulation und Kompensation passt sich das Ökosystem an. Und weil Klärschlamm in den Schilfbeeten nicht nur entwässert, sondern gleichzeitig für viele Jahre gelagert wird, spielen saisonale Schwankungen bei der Entsorgung oder Verwertung keine Rolle.
Inseln profitieren besonders
Ferieninseln stellen ihre Kläranlagen neben saisonalen Schwankungen der Abwassermengen vor eine wichtige Aufgabe. Der entwässerte Klärschlamm kann in der Regel nicht vor Ort verwertet, sondern muss aufwändig zum Festland transportiert werden. Wieder bietet die Klärschlammvererdung die Lösung. Durch die Entkopplung von Entwässerung und Entsorgung muss entwässerter Klärschlamm nicht dann abtransportiert werden, wenn er anfällt. Auch saisonale Spitzen werden sicher entwässert, vererdet und in den Schilfbeeten eingelagert – für viele Jahre. Ist ein Beet nach 8 bis 12 Jahren voll, wird die gesamte Menge an Klärschlammerde in einer einzigen Räumung ausgebaggert und abtransportiert. Das ist einfacher und günstiger zu organisieren, als eine kontinuierliche Entsorgung stark schwankender Mengen. Und die hervorragende Entwässerungsleistung der Klärschlammvererdung sorgt zudem für sehr geringe Entsorgungsmengen.
Norderney setzt seit 1991 auf Klärschlammvererdung
Sichere und günstige Entsorgung auch bei schwankender Abwassermenge, das waren die ausschlaggebenden Gründe, aus denen sich Norderney 1991 für den Bau einer Klärschlammvererdungsanlage entschieden hat. Auf Deutschlands zweitgrößter Nordseeinsel wechselt die Abwassermenge zwischen etwa 15.000 Einwohnerwerten im Winter zu 50.000 Einwohnerwerten im Sommer. Unter diesen Bedingungen sind die wirtschaftlichen Vorteile der Vererdung klar erkennbar.
Die erste großtechnische Anlage dieser Art überhaupt in Deutschland läuft seit nunmehr über 30 Jahren zuverlässig und zur vollsten Zufriedenheit der Betreiber. Und sie wird weiter verbessert. Mittlerweile hat Norderney eine Nachlagerfläche eingerichtet und damit auch Räumung und Abtransport der Klärschlammerde entkoppelt und noch flexibler gestaltet. Die Nachlagerung führt darüber hinaus zu einer zusätzlichen Verringerung der Restmenge und damit auch der Verwertungskosten.
Die Klärschlammvererdungsanlage auf Norderney besteht aus 9 Beeten, von denen jeweils eines pro Jahr geräumt wird. Für den Abtransport lohnt es sich gleich ganze Fähren zu chartern, die dann ausschließlich die mit Klärschlammerde beladenen LKWs zum Festland übersetzen. Beeträumung und Abtransport sind in zwei bis drei Wochen erledigt.